«Unser Biokorb» - mit diesen zwei Worten ist alles gesagt. Dieser Werte wegen hatte ich das Glück, die neue Koordinatorin unseres Vereins zu werden. Somit hatte ich auch die einmalige Gelegenheit, mich bei «Unser Biokorb» zu engagieren.
Der Ausdruck «Unser» vereint die Bedeutungen ‘regional’, ‘aus der Region stammend’ und ‘lokale Verankerung’.
Der Ausdruck «Korb» symbolisiert ein Behältnis, das geöffnet ist und die Waren empfängt, die mit Sorgfalt und Leidenschaft produziert wurden. Er ruft auch das Bild eines geflochtenen Behältnisses auf, das aus komplexen Mustern besteht.
Der Ausdruck «Bio» weist darauf hin, dass mit der Natur sorgfältig umgegangen wird und somit auch mit dem Menschen und dem Leben im Allgemeinen. Dadurch entsteht eine Nachhaltigkeit und eine gesunde Lebensart.
Dieser Werte wegen hatte ich das Glück, die neue Koordinatorin des Vereins «Unser Biokorb» zu werden, und somit hatte ich noch vermehrt die Möglichkeit, mich persönlich dafür zu engagieren.
Als ausgebildete Archäologin, spezialisiert auf die letzten Jäger und Sammler respektive ersten sesshaften Bauern in der Schweiz und Europa etwa 6000 – 5000 v. Chr., empfinde ich es als äusserst wichtig, was uns dieser Berufszweig mit seinen Studien sagen will. Schauen wir uns die Veränderungen des Lebensstils unserer Vorfahren an, zeigt uns die Archäologie die Diversität der Entwicklungswege der Menschheit auf. Sie gibt uns sozusagen Hoffnung auf einen neuen Weg für unsere Gesellschaft, die in stetem Wandel begriffen ist.
Tatsächlich weisen meine Untersuchungen über die wirtschaftlichen Veränderungen der Jäger und Sammler zu sesshaften Bauern und Züchtern auf eine bemerkenswerte Anpassung der menschlichen Natur an die Gegebenheiten hin. Für alle archäologischen Ausgrabungsstätten, die auf diesen Punkt des Übergangs hin untersucht wurden, kann ich eine entsprechende Antwort finden auf diese neue Umstellung. Es ist ein sich Anpassen an die neue Situation, entsprechend den lokalen Gegebenheiten - vermischt mit den alten Traditionen. In Anbetracht der heutigen Veränderungen in unserer Gesellschaft empfinde ich diese Beleuchtung der Vergangenheit besonders relevant.
Es spielt keine Rolle welcher Art diese Veränderungen waren (klimatisch, wirtschaftlich, geistig oder strukturell) betreffs der Völkerwanderungen und/oder der globalen Änderungen, denn die Völker von früher, die ich studiert hatte, waren in der Lage, neue Lösungen zu finden; diese waren einerseits innovativ und andererseits ihrer Region angepasst.
Somit ist es deutlich, dass mir das Studium der Archäologie sehr viel gebracht hat. Aber bis anhin fühlte ich mich nicht völlig erfüllt mit meiner Tätigkeit und meinem Wissen, denn damit konnte ich keinen Einfluss nehmen auf das Hier und Jetzt, auf unsere Umwelt und die täglichen Dinge. Das Naturerbe und das Bildungsgut sind mir gleich wichtig. Es fehlte mir bis anhin eine richtige Verankerung in der Gegenwart. Als ursprüngliche Jurassierin möchte ich meine Wurzeln in die Erde der jetzigen freiburgischen Erde schlagen. Ich suchte nun für mich und in meiner neuen Region eine Tätigkeit, die mir sinnvoll erschien und mich gleichzeitig mit der Erde verband.
Als Archäologin betrachte ich den Bezug zur Erde als solche und die damit verbundene Heimat als äusserst wichtig und fundamental. Diese liefert uns eine Geschichte, eine Vergangenheit und eine Identität. Wobei ... die Erde an und für sich ist auch eine Quelle der Erneuerung; sie erweckt Neugier und ist offen für Vieles. Für mich als Frau, die Archäologin, die es liebt zu reisen, ist die Erde immer wieder eine neue Entdeckung, eine Welt voller Geheimnisse, so wie die Erde Afrikas zB nach Vanille riecht oder das Lavagestein tausend Überraschungen in sich birgt. Und für die Frau als Frau, die ich auch bin, ist die Erde ein kostbares Gut, das es zu schützen und respektieren gilt. Es ist immer wieder ein Wunder wie aus der Erde, dem Humus, Pflanzen wachsen, die in meinem Garten gedeihen. Die Erde ist auch beglückend, wenn ich ganz einfach in der Wiese sitze und sie mit meinen Sinnen wahrnehme. So kommt es, dass für mich als neue Koordinatorin, die Erde und die Heimat respektive Region, in der man lebt und die man bewirtschaftet, schätzen sollte. Mit dem neuen Modell und der Devise ‘aus meiner Region’, die auch zu «Unser Biokorb» gehören, sind die Lieferwege kurz und umweltfreundlich. Wenn wir die Erde derart behandeln, ist sie sowohl für uns als auch für unsere Nachkommen noch ‘lebenswert’.
Es beflügelt mich geradezu, dass ich derart die Werte, die mir so am Herzen liegen, vereinen und umsetzen kann mit meiner neuen Aufgabe beim Verein «Unser Biokorb». Ich nehme die neuen Herausforderungen gerne an, um gemeinsam mit anderen eine nachhaltige Landwirtschaft aus der Region zu fördern. Ich freue mich auf die Zusammenkunft mit den Produzierenden und den Mitgliedern. Sie alle tragen dazu bei, gesunde Nahrung in der Region zu produzieren und konsumieren. Ich freue mich auch darauf, mit ihnen auszutauschen und regionale Produkte (wieder) neu zu entdecken.
Laure Tettamanti-Bassin, April 2021
Für weitere Informationen betreffend die letzten Jäger und Sammler der Schweiz, verweist Sie Laure, die Archäologin, auf ein digitales Werk, das vom «Amt für Archäologie Freiburg» im Jahre 2020 veröffentlicht wurde. Siehe dort den Artikel über den Unterschlupf in Arconciel /La Souche, in der Schlucht der kleinen Saane. Dieses letzte Heft enthält wichtige, internationale Informationen was die Fragen der Veränderungen von der Lebensart der Jäger und Sammler hin zu denen der sesshaften Bauern angeht.