Um meinen ersten Biokorb abzuholen, hatte ich mich aufs Velo geschwungen und bin losgeradelt – ohne Rucksack oder Einkaufstasche. Es stellte sich schnell heraus, dass das keine gute Idee war.
Jérôme erinnert sich sehr gut daran, es war im Januar 2017. Tatsächlich war es ein richtiges Abenteuer, um die Einkaufstasche, die 12 kg wog und lauter regionale Bioprodukte für CHF 80.- enthielt, nach Hause zu bringen. So viel ‘wog’ die Idee der Gründer von «unser Biokorb» - auch um zu zeigen, dass er erschwinglich ist.
Abonnent der ersten Stunde hat sich Jérôme Gosteli auf ungewöhnliche Weise beim Verein «Unser Biokorb» eingebracht, indem er während vier Jahren Ihren Biokorb eigenhändig und wöchentlich von Tür zu Tür brachte.
Als der Verein «Unser Biokorb» mit Stolz verkündet, wieviel Tonnen verschiedener Produkte er jährlich ausliefert – im Sinne von Jérôme – klingt das beachtlich: es sind 65 Tonnen! Diese hat Jérôme selbst verteilt in jenem Jahr. Lieferdienst zu leisten für den Verein «Unser Biokorb» ist in dem Falle eine beachtliche Leistung und nicht zu unterschätzen!
Um mir seine Erfahrungen als Zulieferer für den Biokorb zu erzählen und auch seinen Lebenslauf zu schildern, hat mich Jérôme an eine Novemberabend zu sich zum Essen eingeladen. Dort erwartet uns seine Frau Marie-France, natürlich mit einem Gericht, das nach einem Rezeptvorschlag von «Unser Biokorb» zubereitet wurde: warmer Hokkaidokürbis-Salat mit Bulgur. Wir geniessen dies leckere Wintermenü und sogar dem kleinen Arthur, der 16 Monate alt ist, scheint es zu schmecken.
Abonnent der ersten Stunde
Von sechzig Abonnenten*innen der ersten Stunde ist die Hälfte noch Mitglied des «Unser Biokorb». Jérôme ist einer davon, ein treuer und zufriedener Kunde.
«In jenem Herbst profitierte ich neben meinem 80% Job als Optiker von meinem freien Montagnachmittag, um etwas Anderes zu machen: ich sammelte Äpfel ein auf dem Hof Cigale in Granges-Paccot. Dort erfuhr ich vom Projekt «Unser Biokorb», das ich sofort sehr interessant fand.
« 12 kg von Bio-Produkten für CHF 80.- »
Er erinnert sich sehr gut an die Annahme des ersten Biokorbs im Januar 2007. «Ich wohnte damals in Belfaux. Um ihn vom Hof Cigale abzuholen, benutzte ich mein Velo, ohne irgendeinen Sack oder Rucksack mitzunehmen. Schnell zeigte es sich, dass dies keine gute Idee war, denn die 12 kg schwere Einkaufstasche war kein Kinderspiel nach Hause zu bringen - ich kann mich kaum noch daran erinnern, wie ich es schaffte!»
«12 kg lokale, saisonale Bio-Produkte für CHF 80.- » Das war die Idee der Gründer von «Unser Biokorb». Sie wollten zeigen, dass die Bio-Produkte erschwinglich waren. Derart lokale Bio-Produkte zu konsumieren, ergibt Sinn für Jérôme.
Sinn zu finden
Sinn zu finden in dem was Jérôme macht in seinem Leben - und wie er es macht – ist ihm wichtig. Wenn er sich heute als «überzeugter Photovoltaik-Künstler» bezeichnet, zeigt das, dass er verschieden Phasen in seinem professionellen Leben durchlaufen hat bis zu diesem Punkt. Für ihn ist es wichtig, gemäss seinen Wertvorstellungen zu leben. Nach seiner Ausbildung als Automatiker entschloss er sich dazu, Optiker zu werden, um seine Passion für die Technik verbinden zu können mit einem Beruf, der im Zusammenhang steht mit den Menschen. Aber nach einigen Jahren in diesem Beruf wollte er nicht nur «Brillenverkäufer» sein.
« Photovoltaik-Künstler » aus Überzeugung
Besorgt sowohl um die Umwelt als auch um den Energieverbrauch, beginnt sich Jérôme für die Berufe im Bereich der erneuerbaren Energien zu interessieren. Er lässt sich als Ingenieurstechniker für Solarpanelen ausbilden. Und zwar in einer grossen Firma in Lausanne. Aber das viele Pendeln von Romont aus (oft bis Genf) wird ihm zu mühsam. Er wollte etwas in der Nähe, ohne zu weiten Arbeitsweg. Im Jahre 2010 gab es jedoch kaum kleinere Firmen in diesem Bereich. Also sucht er weiter ... im ethischen wie ökologischen Sinne. So beginnt er ein Praktikum beim Gemüsebauer Urs Gfeller. Er wird unser Lieferant.
«iZYSOLAIRE»
Wie kam es dazu, dass Du Deine eigene Firma gegründet hast?
«Ich hatte mir ein kleines E-Auto zugelegt, einen Renault Twizy. Da es für mich keinen Sinn ergab, das Auto derart funktionieren zu lassen, plante ich, Solarpanelen im Auto zu installieren, um es aufzuladen. Plötzlich kam auch die Idee, meine eigene Firma damit zu gründen: kleine Bausätze dieser Art zu installieren. Heutzutage installiere ich jetzt vor allem Solaranlagen auf Hausdächern, sowohl bei alten als auch bei neuen Häusern.»
Unseren Energieverbrauch reduzieren
Aber für Jérôme kann man es drehen und wenden wie man will: nur indem wir unseren Energieverbrauch reduzieren, besteht die Möglichkeit unseren Planeten Erde für die Zukunft zu retten. Seiner Meinung nach, sollten die Leute sich gut überlegen, wie und was sie konsumieren. Vor allem was die neuen, energiefressenden Geräte betrifft. («Brauchen wir wirklich ein Tablet? Dann noch ein zweites oder sogar drittes? Muss man wirklich das Flugzeug nehmen, um am Wochenende eine europäische Stadt zu besuchen?»)
Andererseits ist er davon überzeugt, dass für die nötige Energie, die es für unser bequemes Leben braucht, die erneuerbaren Energien bevorzugt werden sollten. «Und um die Angelegenheit vorwärts zu bringen, muss man sich auf kleine Aktionen konzentrieren wie zB «Unser Biokorb», der mit 50 Mitgliedern begann und 8 Jahre später 560 Mitglieder zählt.»
Seit einiger Zeit liefert Jérôme keine Biokörbe mehr aus. Seine Firma läuft gut, und er hat keine Zeit mehr für zwei Jobs. Kleinen Gruss an seinen Nachfolger: Jérôme hat den Biokorb weiterhin abonniert – und zwar den Biokorb mit Fleisch, der um einiges leichter ist als der Vegetarische Biokorb.
Marlyse, Dezember 2015
«12 kg lokale, saisonale Bio-Produkte für CHF 80.- » Das war die Idee der Gründer von «Unser Biokorb». Sie wollten zeigen, dass die Bio-Produkte erschwinglich waren.