Adrian ist ein langjähriger Abonnent von «Unser Biokorb». Ausserdem ist er ein überzeugter Velofahrer. Auf die Frage: Woher kennen sie «Unser Biokorb» wird er antworten: Vom Arbeitsplatz. Fragt man ihn nach seinem Lieblingsprodukt wird er antworten: das Brot des Hofs «Terres Rouges».
Als Agraringenieur unterrichtet er an der Landwirtschaftsschule des Kantons Freiburg in Grangeneuve. Er bringt sich sehr ein in die Produktion unserer Lebensmittel und das Wirtschaften unserer direkten Umwelt. Wir wollten etwas mehr erfahren über seine Arbeit, die Ausbildung in der Landwirtschaft und die Bemühungen, die tatsächlich gemacht werden, was die Biodiversität betrifft.
Wir treffen uns an seinem Arbeitsplatz in Grangeneuve. An diesem Nachmittag in der Woche ist die Atmosphäre dynamisch und produktiv: verschiedene Leute befinden sich auf dem Areal und betätigen sich aktiv. Der Parkplatz ist überfüllt mit Lieferwagen und Autos mit 4-Rad-Antrieb in verschiedenen Grössen. Das Velo von Adrian steht meist allein auf dem Velo-Parkplatz.
Ein Stadtkind
Adrian wurde am Stadtrand von Bern geboren und war nicht unbedingt dazu bestimmt, im bäuerlichen Umkreis zu arbeiten. Zuerst absolviert er die Handelsschule. Aber das Büroleben ohne Bezug zur Natur war nichts für ihn. Mit einer Gotte als Bäuerin kannte er schon als Kind die köstlichen Lebensmittel vom Hof. Ausserdem entdeckte er mit Bestürzung, dass die Lebensmittel im Supermarkt nichts damit gemein hatten.
Eine gesunde Ernährung ist ein Grundrecht, der Preis jedoch - so tief - widerspiegelt kaum seinen Wert, und dieser Widerspruch bestimmt Adrians Lebenslauf schon früh: er wird Agronom.
Zuerst engagiert er sich bei der IAG (Institut Agricole de Grangeneuve) für ein Projekt zum Schutz der Gewässer, die durch die Landwirtschaft verunreinigt werden. Dann wird er selbst zur Lehrkraft am Institut. Heute, Fachmann für Erdböden, vermittelt er vor allem seine Kenntnisse weiter an die CFC agricole (EFZ im Landwirtschaftsbereich). Er unterrichtet auch in Bezug auf die Bio-Landwirtschaft, vor allem das Modul «Einschätzung der Konsequenzen bei der Umschulung zur Bio- Landwirtschaft».
Zwischen der herkömmlichen und biologischen Landwirtschaft
Obwohl Adrian als Lehrkraft tätig ist, agiert er sich gleichzeitig als Ratgeber in Bioangelegenheiten. Somit ist er ebenfalls eine Anlaufstelle für die Bauern und Bäuerinnen, die sich umschulen lassen wollen zum biologischen Landbau. Sie werden übrigens immer zahlreicher – etwa 20 Personen pro Jahr im Kanton Freiburg. Eine erfreuliche Realität.
Aber wie ist es, herkömmliche Techniken der Landwirtschaft zu unterrichten und gleichzeitig die Prinzipien des biologischen Landbaus zu vertreten?
Für Adrian ist dies nicht unbedingt widersprüchlich. Er denkt, dass er hier das gefunden hat, was er suchte, als er sich der Landwirtschaft zuwandte. Sein Ziel ist es, gute Produkte zu produzieren, wobei das Label keine Rolle spielt. Man unterrichtet hier, die Umwelt zu respektieren und Qualitätsprodukte herzustellen. Für ihn selbst wäre es denkbar, eines Tages, die biologisch hergestellten Produkte zu unterstützen. Er möchte jedoch niemandem vorschreiben, was er tun muss oder was nicht. Es gibt heutzutage keinen Bio-Studiengang in der Landwirtschaft. Er schätzt sich glücklich, die Möglichkeit zu haben, die jungen Leute dafür zu sensibilisieren und ihnen die Öffnung zu verschiedenen Techniken auf dem Bio-Gebiet - anhand der verschiedenen Module – zeigen zu können.
Weltweites Niveau bezüglich Biologischem Anbau
Was die Biologische Landwirtschaft weltweit betrifft, ist für Adrian klar, dass es sich um ein brennendes Thema handelt. Daher hatte er auch während seiner Ausbildung in Zollikofen den Kurs «Internationale Landwirtschaft» belegt. Darin enthalten war auch ein 6-monatiges Praktikum ausserhalb der europäischen Grenzen. Mit der Organisation ONG Helvetas begleitete er ein Baumwoll-Projekt in Burkina Faso. Er hat aus dieser Erfahrung folgende Überzeugung gewonnen: der weltweite, biologische Anbau wäre die patente Lösung, um gegen den Welthunger anzukämpfen. Ein Beispiel: die Frage des Preises der chemischen Produktionsmittel ist hierzulande weniger problematisch. Aber die Nachfrage nach Arbeitskräften ist oft ein Hauptproblem, vor allem im biologischen Anbau, denn da wird vermehrt Handarbeit geleistet. Wenn die Bevölkerungsdichte auf dem Land grösser ist (dort, wo weniger Landflucht geschah wie bei uns), ist es möglich, Arbeitsplätze zu schaffen und somit auf die teuren Produktionsmittel zu verzichten.
Wie weit steht es mit dem Unterricht in Bezug auf die Biodiversität?
Im Kurs für junge Bauern und Bäuerinnen wird die Biodiversität auf verschiedene Arten angegangen. Der konkreteste Teil für die Lernenden besteht zu Beginn der Ausbildung darin, dass es die Wahl zwischen Mischung von Grünland und der angepassten Düngung für eine bestimmte Vegetation gibt. In der weiteren Ausbildung erhalten sie Hinweise auf die Wahl der verschiedenen Sorten bei grossflächigem Anbau. Im kleineren Rahmen wird ihnen auch die genetische Diversität erklärt, denn die Auswahl der Tiere kreist ebenfalls um die Biodiversität. Ausserdem spricht man im Unterricht auch über die Interaktion der verschiedenen Sorten, die mit Pflanzenschutz einhergehen, und somit auch die Wahl und die Rotation der Kulturen bestimmen. Und schliesslich enthält der Unterricht sowohl ein ökologisches Modul als auch einen «Biodiversitäts-Tag» auf einem Hof, der die Kurse der landwirtschaftlichen Schule vor den Prüfungen abschliesst. Während dieser spezifischen Momente wird die Biodiversität auf den Betrieben besprochen.
Die Weiterbildung bietet ihrerseits sehr gute Gelegenheiten zu diesem Thema – Adrian bemerkte, dass die Erfahrenen auf diesem Gebiet meist mehr Interesse zeigen als die Jungen zu Beginn ihrer Ausbildung.
Auf die Frage hin, ob er meine, dass diese Massnahmen genügen würden, meinte er: in Anbetracht der Förderung der Biodiversität im Zusammenhang mit direkten Zahlungen, ist das Wissen und die Anwendung der verschiedenen Sorten und Arten definitiv besser geworden in diesem Berufsgebiet.
Andererseits sollte weiterhin vermehrt dafür sensibilisiert werden.
Adrian gibt aber auch zu, dass es für ihn schwierig ist in seinem täglichen Umfeld, die Biodiversität schweizweit beurteilen zu können. Stützt man sich aber auf gewisse neue Studien und Berichte, ist die Situation ziemlich beklagenswert. Vor allem wenn der Fakt des Klimawandels noch hinzukommt. Andererseits muss man auch die Kenntnisnahme der Biodiversität und die umgesetzten Leistungen der Bauern und Bäuerinnen in Betracht ziehen.
Die ökologischen Netzwerke - begleitet von Biologen - sind ein Beispiel für wertvolle Mittel zur hoffentlich kurz- und langfristigen Verbesserung.
Adrian erinnert daran, dass die Bio-Produktion ein Weg ist, um die Biodiversität zu unterstützen: die Bio-Kulturen bieten gewissen Begleitpflanzen und Insekten eine gute Zuflucht, und die Varietät der Kulturen und Tierarten ist auch ausgeprägter auf den Biobetrieben.
Marlyse, Dezember 2019
Es gibt heutzutage keinen Bio-Studiengang in der Landwirtschaft. Er schätzt sich glücklich, die Möglichkeit zu haben, die jungen Leute dafür zu sensibilisieren und ihnen die Öffnung zu verschiedenen Techniken auf dem Bio-Gebiet - anhand der verschiedenen Module - zeigen zu können.